Ursprünglich veröffentlicht auf Elippse.de (offline seit 3. Juli 2015)
Die Prämonstratenser in Cappel
Mit rheinländischem Charme stellte sich Pater Dr. Ludger Horstkötter bei seinem Vortrag in der Cappeler Stiftskirche vor: Er sei jetzt 50 Jahre bei der Firma, und anfangs habe man bei den Prämonstratensern noch Wollkleidung getragen. Heute seien es zum Glück moderne Stoffe, die man sogar in die Reinigung bringen könne. „Abgerechnet wird dann ein großes Nachthemd“, sagte Dr. Horstkötter lachend, legte nach und nach seine Ordenskleidung an und erklärte, welches Kleidungsstück wie heißt.
Die (Entstehungs-) Geschichte des Prämonstratenserordens
„Vor allem, geliebte Brüder, soll Gott geliebt werden und um seinetwillen der Nächste. Das sind die Hauptgebote, die Gott uns gegeben hat.“ Diese Ordensregel hat Norbert von Xanten von Augustinus übernommen.
Als Wanderprediger zog Norbert von Xanten durch seine niederrheinische Heimat, durch Belgien und Norddeutschland, um das Evangelium zu predigen und sich für ein Leben nach dem Vorbild der ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem stark zu machen. Er überzeugte die Menschen und führte sie – Männer, Frauen und auch Familien mit Kindern – zu Lebensgemeinschaften zusammen. In Prémontré, Frankreich, gründete er um 1120 das erste Kloster der Prämonstratenser. Es folgten viele weitere Klostergründungen in Europa, so auch in Deutschland.
Frauenemanzipation im 12. Jahrhundert
Einige der gebildeten Frauen im Kloster wünschten sich, auch am Chorgesang teilnehmen zu können, doch das erlaubte das damalige Kirchenrecht nicht. Es mussten eigenständige Frauenklöster gegründet werden. Für Stifter war dieses eine (willkommene) Gelegenheit, einen Teil ihres Vermögens in ein Kloster zu investieren und durch die Verpflichtung zum Gedenken an den Stifter (das sog. Memoriam), die Macht eines Hauses zu sichern. Auf diesem oder ähnlichem Wege könnte die Verbindung des Hauses Lippe zum Kloster – und in späteren Jahrhunderten auch zum Stift – Cappel ihren Ursprung genommen haben.
Prämonstratenserinnen in Cappel
Das Kloster Cappel entstand um 1140 – so viel ist sicher – doch ab wann es zum Orden der Prämonstratenser gehörte und ab wann es sich um ein Frauenkloster handelte, ist unklar. Die meisten Urkunden sind in den Wirren der Jahrhunderte verlorenen gegangen. Rückschlüsse aus anderen Klöstern dieses Ordens seien nicht möglich, so Dr. Horstkötter, da jedes Kloster autark gewesen sei.
Die katholische Klosterzeit endet mit der Reformation
Zu Beginn der Reformation im Jahre 1588 war Cappel ein Prämonstratenserinnen-Kloster, welches von innen heraus langsam umgewidmet wurde, bis es 1639 nach vielen Querelen und einigem Hin und Her ein freiweltliches evangelisches Damenstift geworden war.
Daher auch das Jubiläum in diesem Jahr: Stift Cappel seit 425 Jahren evangelisch – 1588 – 2013.